Harzer Hexenstieg – Mein magisches 100-Kilometer-Abenteuer quer durch Deutschlands wildes Herz

Es gibt Orte, die rufen nach dir. Nicht mit lauter Stimme, sondern mit einem leisen, geheimnisvollen Flüstern, das von moosbewachsenen Bäumen, nebligen Tälern und uralten Sagen getragen wird. Für mich war der Hexenstieg im Harz genau so ein Ort. Ein Name, der Bilder von knorrigen Wäldern, tanzenden Nebelschwaden und einer Prise Magie in meinen Kopf malte. Fast 100 Kilometer wilde Natur, Mythen und ein Abenteuer, das nur darauf wartete, von mir entdeckt zu werden.
Dieser Weg ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Kilometern. Er ist eine Einladung, den Alltag hinter sich zu lassen und tief in die Seele einer der faszinierendsten Landschaften Deutschlands einzutauchen. Komm, ich nehme dich mit auf meine Reise, teile meine Gänsehautmomente, meine besten Tipps und zeige dir, warum der Hexenstieg im Harz auch dein Herz erobern wird.
Überblick
Was macht den Harzer Hexenstieg so besonders?
Der Harzer-Hexen-Stieg ist nicht umsonst einer der beliebtesten Fernwanderwege Deutschlands. Er ist ein „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ und führt dich auf einer Strecke von 97 Kilometern einmal komplett durch den Nationalpark Harz. Du startest im beschaulichen Osterode im Westen und wanderst bis ins dramatische Bodetal nach Thale im Osten.
Das Besondere daran? Die unglaubliche Vielfalt! Du durchquerst stille, von der UNESCO geschützte Wasserlandschaften, erklimmst den legendären, oft sturmumtosten Brockengipfel, wanderst auf den Spuren von Goethe und Heine und erlebst am Ende das furiose Finale in einer der gewaltigsten Schluchten nördlich der Alpen. Der Name ist dabei allgegenwärtig. Die Mythen um Hexen, Teufel und Walpurgisnacht sind das unsichtbare Band, das die gesamte Wanderung zusammenhält und ihr eine einzigartige, mystische Atmosphäre verleiht. Der Qualitätswanderweg wurde 2008 zum „schönsten Wanderweg Deutschlands“ gekürt.

Die Route: Zwei Wege zum Ziel
Eine Besonderheit beim Hexenstieg im Harz ist, dass du ab dem Brocken eine Wahl hast. Du kannst entweder die Nord- oder die Südroute nehmen.
Die Nordroute (Brockenumgehung): Falls das Wetter auf dem Brocken zu schlecht ist oder du den Trubel umgehen möchtest, kannst du den Gipfel über Torfhaus und Braunlage umwandern. Diese Route führt dich ebenfalls durch wunderschöne Wälder und Bergwiesen.
Die Südroute: Diese Variante führt dich über St. Andreasberg und Braunlage und ist bekannt für ihre idyllischen Landschaften und historischen Bergbauorte.
Wenn du dich für die südliche Etappe entscheidest kommst du über die in den Wald eingebettete Rappbode-Vorsperre und entlang der Hassel-Vorsperre auf die Hochfläche des Mittelharzes und den Erholungsort Hasselfelde. Dann geht es weiter auf dem Köhlerpfad entlang bis zum Köhlereimuseum und weiter zum Etappenziel Thale.
Ich habe mich für die klassische Route über den Brocken entschieden, denn dieses Erlebnis wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.
Mein Abenteuer in 5 Etappen: Von stillen Wassern zu tosenden Schluchten
Ich habe die Tour bewusst auf fünf Tage aufgeteilt, um genügend Zeit für Pausen, Fotos und das pure Genießen zu haben. Hektik hat auf einem solchen Weg nichts verloren. Teuflisch schön und höllisch spannend – auf dem Harzer-Hexen-Stieg präsentiert sich der Harz seinen Gästen von einer ganz besonderen märchenhaften und mystischen Seite.

Tag 1: Osterode – Buntenbock (ca. 11 km)
Der Start! Das Gefühl, das erste gelbe Hexen-Logo zu sehen, ist unbeschreiblich. Es geht los! Die erste Etappe ist ein sanfter Einstieg, perfekt zum Einlaufen. Sie führt dich aus Osterode am Harz hinaus und direkt hinein in das Oberharzer Wasserregals, ein Meisterwerk historischer Ingenieurskunst und heute UNESCO-Welterbe. Zum Auftakt des Harzer-Hexen-Stieges, befindet sich an der Eseltreiber Statue vor dem Alten Rathaus die Sonderstempelstelle „Harzer-Hexen-Stieg OHA“ der Harzer Wandernadel. Du wanderst entlang stiller Teiche und Gräben, die einst die Energie für den Bergbau lieferten. Hier ist man der Bergbaugeschichte ganz nah. Die Ruhe hier ist fast greifbar und ein wunderbarer Kontrast zum Alltag, den man so schnell hinter sich lässt.
Tag 2: Buntenbock – Torfhaus (ca. 23 km)
Heute ist der Tag des Wassers. Ein Großteil des Wanderweges verläuft entlang des Dammgrabens, dem längsten künstlich angelegten Graben im Harz. Das leise Plätschern des Wassers ist dein ständiger, meditativer Begleiter. Der Weg ist größtenteils flach und einfach zu gehen, aber die Länge erfordert eine gute Grundkondition. Gegen Ende wird der Wald lichter, die Bäume gedrungener – ein klares Zeichen, dass du dich der rauen Hochebene und dem Brocken näherst. Das Ziel, Torfhaus, bietet bereits einen ersten, ehrfurchtgebietenden Blick auf den kahlen Gipfel.
Tag 3: Torfhaus – Brocken – Drei Annen Hohne (ca. 20 km)
Die Königsetappe! Von Torfhaus aus geht es auf Holzstegen durch das mystische Hochmoor, eine fast surreale Landschaft. Dann beginnt der Aufstieg. Der Weg führt über den Goetheweg, oft auf betonierten Platten aus DDR-Zeiten, stetig bergauf. Es ist anstrengend, keine Frage. Aber mit jedem Höhenmeter wächst die Vorfreude. Und dann bist du oben. Auf 1.141 Metern. Der Wind peitscht dir ins Gesicht, die Weite ist unendlich und das Gefühl, auf dem sagenumwobensten Berg Norddeutschlands zu stehen, ist pure Gänsehaut. Nimm dir Zeit, die Atmosphäre aufzusaugen, bevor du den Abstieg nach Drei Annen Hohne antrittst, wo du vielleicht sogar die berühmte Harzer Schmalspurbahn schnaufen hörst.
Tag 4: Drei Annen Hohne – Treseburg (ca. 22 km)
Nach dem Trubel auf dem Brocken ist dieser Tag eine Wohltat für die Seele. Die Route führt dich durch stille Wälder und entlang der Rappbodetalsperre, der größten Talsperre im Harz. Hier kannst du die berühmte Hängeseilbrücke „Titan RT“ bestaunen (oder sogar überqueren, wenn du schwindelfrei bist). Der Weg führt dich immer weiter ins Tal der Bode, die hier noch ein sanfter, plätschernder Fluss ist. Es ist ein langer, aber wunderschöner Wandertag, der dich auf das große Finale vorbereitet.
Tag 5: Treseburg – Thale (ca. 12 km)
Mach dich bereit für ein Naturspektakel! Von Treseburg aus tauchst du direkt in die Bodetal-Schlucht ein, den „Grand Canyon des Harzes“. Der Weg wird schmaler, felsiger und abenteuerlicher. Links von dir ragen die Felswände steil empor, rechts von dir tost die Bode wild durch ihr steinernes Bett. Es ist laut, es ist dramatisch, es ist atemberaubend schön. Jeder Schritt erfordert Konzentration. Am Ende der Schlucht erreichst du Thale, wo mit dem Hexentanzplatz und der Rosstrappe die letzten mythischen Orte des Harzes auf dich warten. Du hast es geschafft! Das Gefühl im Ziel ist eine Mischung aus Erschöpfung, Stolz und ein bisschen Wehmut, dass dieses Abenteuer schon vorbei ist.

Wo dein müdes Haupt zur Ruhe kommt: Unterkünfte am Hexenstieg
Eine der wichtigsten Fragen bei der Planung ist natürlich: Wo schlafe ich eigentlich? Nach einem langen Wandertag gibt es nichts Schöneres als eine heiße Dusche und ein gemütliches Bett. Das Wichtigste vorweg: Buche deine Unterkünfte unbedingt im Voraus! Die Etappenorte sind oft klein und die besten Zimmer schnell vergeben. Hier ein Überblick über die Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Etappen:
Am Start in Osterode:
Hier hast du die Qual der Wahl. Osterode ist eine richtige Stadt und bietet eine große Auswahl an Hotels, gemütlichen Pensionen und Ferienwohnungen für jeden Geldbeutel. Ein perfekter Ort, um entspannt in dein Abenteuer zu starten.
Etappe 1 (Buntenbock/Clausthal-Zellerfeld):
Buntenbock selbst ist sehr klein und hat nur wenige, traditionelle Pensionen. Mehr Auswahl findest du im direkt angrenzenden Clausthal-Zellerfeld. Hier gibt es eine gute Mischung aus Hotels und privaten Ferienwohnungen. Die Atmosphäre ist oft sehr familiär und perfekt für Wanderer.
Etappe 2 (Torfhaus):
Achtung, hier ist die Planung entscheidend! Direkt in Torfhaus gibt es nur sehr wenige Übernachtungsmöglichkeiten, die oft Monate im Voraus ausgebucht und eher im oberen Preissegment angesiedelt sind. Eine gute Alternative ist es, von Torfhaus mit dem Bus ins nahe gelegene Altenau zu fahren. Der Kurort bietet eine viel größere Auswahl an Unterkünften und ist auf Wanderer eingestellt.
Etappe 3 (Drei Annen Hohne/Schierke):
Ähnlich wie in Torfhaus sind die Betten direkt in Drei Annen Hohne rar. Die logische Wahl für die Nachtruhe ist das nur wenige Kilometer entfernte Schierke. Der Ort am Fuße des Brockens ist ein traditionsreicher Wander- und Kurort mit vielen Hotels und Pensionen. Eine weitere tolle Alternative ist es, mit der Schmalspurbahn oder dem Bus ins malerische Wernigerode zu fahren und dort in der wunderschönen Altstadt zu übernachten.
Etappe 4 (Treseburg):
Treseburg ist ein kleiner, idyllischer Ort direkt am Eingang zur Bode-Schlucht. Die Anzahl der Pensionen und kleinen Hotels ist überschaubar. Hier gilt wieder: Rechtzeitig buchen ist der Schlüssel zum Glück, um sich einen Platz in diesem charmanten Dorf zu sichern.
Am Ziel in Thale:
Geschafft! In Thale kannst du dich für deine Leistung belohnen. Als großer Touristenort bietet die Stadt alles, was das Herz begehrt: Vom Wellness-Hotel zur Entspannung der müden Muskeln über Mittelklasse-Hotels bis hin zu preiswerten Pensionen und Ferienwohnungen.
Mein Tipp:
Nutze neben den bekannten Buchungsportalen auch die Webseiten der lokalen Tourismusverbände. Dort sind oft auch kleinere, private Pensionen gelistet, die du sonst vielleicht nicht finden würdest. Ein kurzer Anruf sichert oft das schönste Zimmer!
Deine Wanderkarte zum Download
Eine gute Planung ist alles! Damit du dich auf deinem Abenteuer nicht verläufst und alle Etappen im Blick hast, habe ich eine detaillierte Wanderkarte für dich vorbereitet.
Hier kannst du deine Wanderkarte für den Hexenstieg im Harz als PDF herunterladen
Mein Fazit: Ein Weg, der dich verändert
Der Hexenstieg im Harz ist weit mehr als nur ein Fernwanderweg. Er ist eine Reise durch die Zeit, durch Mythen und durch eine der schönsten Landschaften, die ich je gesehen habe. Er erdet dich, fordert dich heraus und füllt dein Herz mit unvergesslichen Bildern. Wenn du bereit bist für ein echtes Abenteuer, das dich an deine Grenzen, aber vor allem näher zu dir selbst bringt – dann schnür deine Stiefel. Die Magie des Harzes wartet auf dich.
Häufig gestellte Fragen – Alles, was du über den Harzer-Hexen-Stieg wissen musst
Wie schwer ist der Hexen-Stieg im Harz wirklich?
Der Weg ist technisch nicht extrem anspruchsvoll, erfordert aber eine gute Grundkondition, besonders wegen der langen Etappen (oft über 20 km). Der Anstieg zum Brocken ist der anstrengendste Teil. Mit guter Vorbereitung und normaler Fitness ist er aber für die meisten Wanderer gut zu schaffen.
In welche Richtung sollte ich wandern?
Die klassische Route verläuft von West nach Ost (Osterode nach Thale). Das hat den Vorteil, dass du das dramatische Bodetal als krönenden Abschluss erlebst. Prinzipiell ist der Weg aber in beide Richtungen hervorragend ausgeschildert.
Wie lange brauche ich für den gesamten Weg?
Die meisten Wanderer planen 5 bis 6 Tage ein. Das gibt dir genug Zeit, die Landschaft zu genießen und dich abends zu erholen. Sportliche Wanderer schaffen es auch in 3 bis 4 Tagen, aber dann wird es schnell zur Hetze.
Muss ich meine Unterkünfte vorbuchen?
Unbedingt, ja! Besonders in der Hauptsaison von Mai bis Oktober sind die Pensionen und Hotels in den kleinen Etappenorten schnell ausgebucht. Ich empfehle, die gesamte Tour mindestens 2-3 Monate im Voraus zu planen und zu buchen.
Was ist die beste Jahreszeit für den Hexenstieg?
Jede Jahreszeit hat ihren Reiz. Der späte Frühling (Mai/Juni) lockt mit frischem Grün und Blüten. Der Sommer bietet lange, warme Tage. Mein persönlicher Favorit ist der Frühherbst (September/Oktober), wenn die Wälder in bunten Farben leuchten und der Nebel für eine besonders mystische Stimmung sorgt. Im Winter ist der Weg oft verschneit und nur mit entsprechender Erfahrung und Ausrüstung begehbar.
Gibt es einen Gepäcktransport – wandern ohne Gepäck?
Ja, mehrere Anbieter im Harz bieten einen Gepäcktransport von Unterkunft zu Unterkunft an. Das ist eine fantastische Option, wenn du nur mit einem leichten Tagesrucksack wandern möchtest. Eine kurze Google-Suche nach „Gepäcktransport Harzer Hexenstieg“ liefert dir die aktuellen Anbieter.
7. Wie komme ich zum Startpunkt und vom Endpunkt wieder weg? Sowohl Osterode als auch Thale sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bahn und Bus) erreichbar. Plane deine An- und Abreise am besten über die Webseite der Deutschen Bahn.



